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Schiff des Theseus: Gedankenexperiment, das aus der Antike überliefert ist. Dabei wird angenommen, dass das Schiff nach und nach durch Austausch seiner Teile erneuert wird. Diskutiert wird die Frage, ob es sich nach dem Austausch aller Teile noch um dasselbe Schiff handelt. Eine Variante des Problems nimmt an, dass sich aus den am Ufer angeschwemmten Originalteilen ein weiteres Schiff rekonstruieren lässt. Siehe auch Perdurantismus, Endurantismus, Vierdimensionalismus, Identität, Veränderung, Sorites.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Ruth Millikan über Schiff des Theseus – Lexikon der Argumente

I 287
Theseus’ Schiff/Terminologie/Millikan: S0: das Original
Sn: das aus neuen Teilen vollständig neu gebaute Schiff
Sr: das renovierte Schiff ((s) Zwischenstadium).
Alle drei sind Schiff-Stadien.
I 287
Frage: war das ganze dauernde Ganze, von dem Sn ein Teil war, dasselbe dauerhafte Ganze wie das, von dem S0 ein Teil war? Oder entsprechend mit Sr und S0?
Lösung/Millikan: kann nur gegeben werden, wenn vorher das Prinzip festgelegt wird, nach dem die Einheit (Einheitlichkeit) festgestellt werden soll.
Problem: es scheint klar zu sein, dass nicht beide, Sn und Sr Teile desselben dauernden Ganzen sein können. Denn sie existieren gleichzeitig an verschiedenen Orten.
Problem: Bsp drei Wasserflächen S1, S2, S3, wenn sie so gestaltet sind, dass es unklar ist, ob S1 und S2 Teil desselben Sees sind und entsprechend auch für S1 und S3, dann wäre es unvorstellbar, dass es gleichzeitig völlig klar wäre, dass S2 und S3 nicht Teil desselben Sees wären.
Pointe. gibt es dann vielleicht doch am Ende eine Asymmetrie zwischen zeitlichen und räumlichen Teilen?
Theseus’ Schiff: Sn und Sr können nicht Stadien desselben Schiffs sein, weil sie zwar gleichzeitig existieren, aber verschiedene Eigenschaften haben und verschiedene räumliche Teile belegen, aus verschiedenen Materieansammlungen zusammengesetzt sind usw.
Identität/Leibniz/Millikan: sein unbestrittenes Prinzip schließt aus, dass Sn und Sr dasselbe Schiff sind.
Einheit/Einheitlichkeit/Millikan: Welches Prinzip auch immer wir hier wählen, es scheint, dass es ausschließen sollte, dass verschiedene zeitliche Teile zur selben Zeit existieren könnten.
Spaltung/Millikan: d.h. eine Spaltung sollte nicht beide Teile gleichwertig erhalten, wie bei einer Amöbe.
Einheit/Millikan: Ein entsprechendes Prinzip muss Leibniz’ Prinzip der Identität des Ununterscheidbaren aufrechterhalten.
Problem: das Prinzip sagt bloß, dass ein Ding dieselben Eigenschaften haben muss, wie es selbst. Es sagt nicht, dass ein Teil dieselben Eigenschaften haben muss wie ein anderer Teil.
Theseus’ Schiff: dann könnten Sn und Sr gleichzeitige, aber räumlich entfernte Teile sein.
räumlich/zeitlich/Millikan: es ist eher das Prinzip der Einheitlichkeit, (nicht das der Identität) das verlangt, dass Gegenstände nur eine Position zu einer Zeit haben.
Mereologie/Einheitlichkeit/Einheit/Millikan: wir selbst brechen oft dieses Prinzip, wenn wir sagen, dass ein und dasselbe Ding weiter existiert, wenn es zerbrochen ist oder in seine Teile zerlegt wird.
Definition/Gegenstand/Objekt/Ding/Millikan: dennoch brauchen wir das Prinzip der Einheitlichkeit, um Gegenstände überhaupt zu definieren.
Spaltung/Millikan: ein Verbot von Spaltung hätte mit dem Prinzip der Identität nichts zu tun.
I 289
Theseus’ Schiff/Millikan: ob wir sagen, dass neu gebaute oder das Schiff aus den Originalteilen wäre das richtige Schiff, ist am Ende nur eine verbale Frage der Prinzipien der Einheitlichkeit, die wir anwenden wollen.
Dagegen:
Identität/Millikan: Fragen der Identität sind objektive Fragen, die nicht durch den Sprachgebrauch entschieden werden.
>Sprachverhalten
.
Einheit/Einheitlichkeit/Millikan: ist eine Frage der gebrauchten Kennzeichnungen.
>Kennzeichnung.
Spaltung/Fusion/Identität in der Zeit/zeitliche/Millikan: sind eigentlich Fragen der gewählten (konventionellen) Prinzipien der Einheit. (Einheitlichkeit)
Identität/Objektivität/Millikan: Fragen der Identität sind objektive Fragen, bei denen man darüber verwirrt sein kann, was man denken soll, nicht bloß, was man sagen soll.
Zeitliche Identität/Millikan: ist nicht problematischer als räumliche Identität.
>Identität/Millikan, >Zeitliche Identität.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Millikan I
R. G. Millikan
Language, Thought, and Other Biological Categories: New Foundations for Realism Cambridge 1987

Millikan II
Ruth Millikan
"Varieties of Purposive Behavior", in: Anthropomorphism, Anecdotes, and Animals, R. W. Mitchell, N. S. Thomspon and H. L. Miles (Eds.) Albany 1997, pp. 189-1967
In
Der Geist der Tiere, D Perler/M. Wild Frankfurt/M. 2005

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